Trauere ich richtig? Wie ist das bei Anderen?

Der Trauerkompass

Oft werde ich bereits im Erstgespräch von Betroffenen gefragt, ob sie irgendwie falsch trauern - oder ob sie krank sind. Ich darf Betroffene begleiten, die vielleicht schon seit mehreren Jahren nicht mehr gut schlafen, jeden Tag das Grab besuchen müssen, oder vielleicht noch nie um den Verstorbenen geweint haben. Trauer ist bunt. Und wir alle gehen unseren eigenen Weg mit der Trauer. Bei dieser eigenen Unsicherheit im Bezug auf den "richtigen" Umgang mit Trauer, können Trauerphasenmodelle helfen um das eigene Empfinden oder das von Anderen zu verstehen.

 

Diese festen Modelle bergen aber auch die Gefahr in sich, dass sich Trauernde in eine Schublade gesteckt fühlen können, sich unverstanden fühlen oder sich selbst darin eventuell auch nicht wieder finden können. Daher bitte ich immer um Vorsicht bei Phasenmodellen. Vertraue auf Deine Intuition. Der Trauerkompass ist eine wertfreie Gegenüberstellung verschiedener Ansätze und dient zur Orientierung für Betroffene und Begleiter. Ein Wegweiser um Dich frei zu machen von der Einordnung in ein klassisches Trauerphasenmodell. Finde Deinen richtigen Weg für Deine selbst bestimmte Trauer.

Der Aufbau des Trauerkompasses ist so gewählt, dass die vier bedeutendsten Vertreter von Trauermodellen sich in ihren Ansätzen genau gegenüberstehen.

 

NORD: Sigmund Freud mit dem Begriff der Trauerarbeit, der den Trauerprozess als ein loslösen von Beziehungen beschrieben hat.

 

SÜD: John Bowlby mit seinem Ansatz, dass Trauer als Veränderung einer fortgesetzten Bindung dient.

 

OST: Der eher affektorientierte Ansatz von Verena Kast, wobei der Trauerprozess sehr über die Emotionen definiert wird.

 

WEST: William Worden mit seinen eher aktiv gestalteten Traueraufgaben um ins Tun zu kommen.

 

Diese Himmelsrichtungen entsprechen sehr den unterschiedlichen Verhaltensweisen von Trauernden und orientieren sich stark an der Temperamentenlehre nach Hippokrates. Aus diesem Ansatz sind bereits unzählige Persönlichkeitstypologien entstanden. Nun auch ein möglicher Wegweiser für Trauernde und deren Begleiter.

 


Wichtig ist dabei jedoch die zentrale Kernaussage des Trauerkompasses - Ich darf das! Finde Deinen richtigen Weg für Deine selbst bestimmte Trauer. Handle nach deinen Bedürfnissen und lebe deine Trauer nach deinen Regeln. Natürlich gehst Du dabei nicht nur geradeaus.

 

Aber Obacht! Gehst Du dabei nur in eine Richtung, verlierst Du das Gleichgewicht. Demnach ist der Ansatz für eine bedürfnisorientierte Trauerbegleitung zu schauen, welcher Weg bisher gegangen wurde und was dem gegenübersteht und vielleicht bisher gefehlt hat.

Du wünschst Dir eine geführte Anleitung in Deiner Trauerkompass Meditation oder ein Download PDF zur Selbstanleitung?